Berliner Film-Ateliers. Ein kleines Lexikon

ZOO-ATELIER

Hardenbergstraße 29 a-e

Gegründet: 1919
Kunstlicht-Atelier
2250 qm: 30 x 75 m, 13 m Bauhöhe


Als die Filmproduzenten Ende der 10er Jahre immer mehr von der unbeständigen Sonne in den Glas-Ateliers zum besser kalkulierbaren Kunstlicht übergehen, ergreifen einige Außenseiter die Chance, um bestehende Hallen für die Filmproduktion einzurichten. Neben der Luftschiffhalle Staaken und den Albatross-Flugzeugwerken in Johannisthal (Jofa) sind es die Ausstellungshallen am Zoo in der Hardenbergstraße, die vom Möbelfabrikanten Markiewicz umgebaut und als Atelier am Zoo vermietet werden.

Zu den ersten Kunden gehört Goron-Films, für die 1920 Friedrich Wilhelm Murnau im Zoo-Atelier (und im Cserépy-Atelier, Leipziger Str. 77) die Filme DER JANUSKOPF und DER GANG IN DIE NACHT inszeniert.

1921 übernimmt die am 17.4.1921 von Paul Davidson (früher PAGU), Carl Bratz und Adolf Zukor (Famous Players-Lasky Corp.) gegründete Europäische Film-Allianz (E.F.A.) GmbH das Atelier zur Miete. In diesen Hallen, die bald »zu den eingeführtesten, beliebtesten und bestgeleiteten Produktions-Werkstätten Europas gehören« (LBB, Nr. 92, 17.4.1931), drehen in den nächsten Jahren einige der berühmtesten deutschen Regisseure: Ernst Lubitsch DAS WEIB DES PHARAO (1921, + Rauhe Berge), DIE FLAMME (1922); Richard Oswald CARLOS UND ELISABETH (1923/24); Joe May TRAGÖDIE DER LIEBE (1922/23, + May-Atelier); NJU (1924, + Staaken); Reinhold Schünzel ALLES FÜR GELD (1923); Peter Paul Felner DER KAUFMANN VON VENEDIG (1923), DAS GOLDENE KALB (1924); Carl Froelich MUTTER UND KIND (1924), DAS ABENTEUER DER SIBYLLE BRANT (1925) - die letzten vier mit Henny Porten, deren Firma Henny Porten-Froelich Produktion GmbH zu den Stammkunden der Ateliers am Zoo gehört.

Zoo-Atelier, ca. 1923

»Das Atelier ist nach amerikanischem Muster (horizontal) gegliedert, d.h. alle Nebenräumlichkeiten liegen um den eigentlichen, rechteckigen, 75 x 30 m großen Atelierraum herum, der 18 m bis zur höchsten Dachkonstruktion, 13 m Bauhöhe hat und um welchen rundherum eine 2 m breite Galerie läuft. In Höhe der Dachkonstruktion laufen 6 Wagen nebeneinander (...), durch deren Bodenausschnitt die Operateure die unten spielenden Szenen von oben aufnehmen können. Diese Wagen laufen absolut ruhig auf Schienen, werden gleichsam wie Fähren in Arabien durch Ziehen an einem Drahtseil entlangbewegt, und ihre Benutzung kann nur vollkommen schwindelfreien oder wenigstens möglichst schwindelfreien Personen empfohlen werden.« (A. Kossowsky: Das E.F.A.-Atelier am Zoo. In: Kinotechnische Rundschau, Nr. 23, Film-Kurier, Nr. 251, 23.10.1924).

Die EFA wird nach Ausscheiden der amerikanischen Partner am 1.1.1924 von der Cob-Film (Jos. Coböken) übernommen. Als im nächsten Jahr die Pachtverträge der EFA für die Zoo-Ateliers auslaufen, erwirbt sie ein Grundstück an der Cicerostraße und erbaut dort das Efa-Atelier. Die Hallen am Zoo fallen an eine Grundstücksverwaltung.


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