11. Internationaler Filmhistorischer Kongress, Hamburg, 5.-8. November 1998

Als die Bilder singen lernten
Krise und Goldenes Zeitalter des Musikfilms, 1925-38

DAS ÖFFENTLICHE FILMPROGRAMM

Die Filmvorführungen im Rahmen des Kongresses finden im Metropolis-Kino (Dammtorstraße 30a, nahe der Staatsoper) statt.

 

Das Lied einer Nacht. (Anatol Litvak, 1932)

DONNERSTAG, 5. November 1998

19.30

Einführungsvortrag von Dr. Horst Königstein

Sous les toits de Paris
(OmU) F 1930, René Clair, 92 min
Mit Pola Illéry, Albert Préjean, Gaston Modot
»Mit aller Leichtigkeit des stummen Films, mit einem Humor, der zwischen Chaplin und Feyders »Neuen Herren« liegt. Mit einer Beweglichkeit, die alle zähflüssige Theaterei weit hinter sich gelassen hat. Und doch Tonfilm? Das Geheimnis ist: daß René Clair den Film als optische Kunst bestehen läßt und den Ton, das Wort nur als Mittel benutzt, um die optische Wirkung zu erhöhen.« (Herbert Ihering, 16.8.1930).
Vorfilm: Und Nelson spielt (D 1928/29, 12 min) mit Ralph Nelson und Willi Schaeffers.

FREITAG, 6. November 1998

17.00

Wir schalten um auf Hollywood
D 1931, Frank Reicher, 70 min
Mit Paul Morgan, Egon von Jordan
Paul Morgan als rasender Reporter im Filmland: Buster Keaton, Adolphe Menjou und Joan Crawford sprechen deutsch, Greta Garbo befördert ihn unsanft vor die Tür, Sergej Eisenstein und Oscar Straus sind dabei, Norma Shearer und Heinrich George. »Beneidenswert, die den Lachorkan noch vor sich haben.« (Hans Feld, 11.6.1931).
Vorfilm: Hallo Everybody / Europa Radio (NL 1933, 22 min), ein experimenteller Werbefilm Hans Richters für Philips, in dem Europa durch den Rundfunk zusammenwächst.

19.00

Das Lied ist aus
D 1930 Geza von Bolvary, 97 min
Mit Willi Forst, Liane Haid, Otto Wallburg
Ein Offizier und eine Sängerin, die nicht zueinander finden. Zwischen Tradition und Moderne, zwischen Jazz und Operette schwingt dieser zu Unrecht in Vergessenheit geratene Musikfilm.
Einführung: Francesco Bono

21.15

Ein Walzertraum
D 1925, Ludwig Berger, 115 min
Mit Willy Fritsch, Mady Christians
Ein Highlight besonderer Art: Ludwig Bergers Stummfilmklassiker - oft zitiert und selten gesehen - hatte einen gewichtigen Einfluß auf die musikalischen Tonfilme vom Anfang der 30er Jahre. Wir zeigen den Film mit einer neukomponierten Partitur, die vom Opium-Salonorchester unter Leitung von Marie-Luise Bolte aufgeführt wird.

SAMSTAG, 7. November 1998

17.00

Das Lied einer Nacht
D 1932, Anatol Litvak, 80 min
Mit Jan Kiepura, Magda Schneider, Fritz Schulz
Einer der schönsten Sängerfilme mit Startenor Kiepura: Vor dem fremdenverkehrswirksamen Panorama der Alpen entfaltet sich ein Wechselspiel um Heiratsschwindel, schöne Frauen und schnelle Autos.

19.00

Das Kabinett des Dr. Larifari
D 1930, Adolf Wohlmuth, 70 min
Mit Paul Morgan, Max Hansen, Carl Jöken
Das berliner Kabarett der Weimarer Republik feiert im Film seine Auferstehung; Morgan, Hansen und Jöken - damalige Stars der Kleinkunstbühne und Leinwand - als Conferenciers, Komiker und als Produzenten eines Films im Film.
Vorfilm: Ich tanke, Herr Franke (D 1934, Phil Jutzi, 23 min). Ein weiterer musikalischer Autofilm aus der Zeit, als Tankwart noch ein Karriereberuf war.

21.15

Lustige Burschen / Veselye Rebjata
SU 1934, Grigorij Aleksandrov, (OmU) 84 min
Mit Leonid Utesov, Ljubov' Orlova
Aleksandrov, Freund und Mitarbeiter Eisensteins, brachte den sowjetischen Film in den 30er Jahren mit diesem Jazz-Potpourri zum Tanzen. Maksim Gorkij gehörte ebenso zu den Anhängern des Films wie Charlie Chaplin, der seine Glückwünsche nach Moskau telegrafierte. Die New York Times schrieb: »Wir dachten immer, daß Moskau nur kämpft, lernt und arbeitet. Wir haben uns getäuscht. Moskau lacht! Und das ist so ansteckend, daß wir zusammen mit ihm lachen müssen.«

SONNTAG, 8. November 1998

17.00

Lovewaltz
D 1929/1930, Wilhelm Thiele, (engl. OF) 76 min
Mit Lilian Harvey, John Batten, Hans Junkermann
In Cuxhaven treffen sich Autofabrikanten mit falschen und echten Adligen. Schließlich wendet der Walzer - wie könnte es anders sein - alles zum Guten. Einer der frühesten Ufa-Musikfilm-Erfolge aus der Werkstatt Erich Pommers, hergestellt auch in einer französischen und englischen Version.

19.00

The King Steps Out
USA 1936, Joseph von Sternberg, (OF) 85 min
Mit Grace Moore, Franchot Tone, Walter Connolly
Nach dem Bruch mit Marlene Dietrich verfilmte Sternberg in einer musikalischen Fassung die Geschichte der österreichischen Prinzessin Elisabeth, die in den 50er Jahren Romy Schneider als Sissy berühmt machte.

21.15

Ich bei Tag und Du bei Nacht
D 1932, Ludwig Berger, 98 min
Mit Willy Fritsch, Käte von Nagy
In einem berliner Hinterhaus teilen sich der Nachtkellner Hans und die Maniküre Grete ein Zimmer, ohne einander zu kennen. Im Kino des Vorderhauses läuft die Geschichte der beiden im Operettenmilieu als überlebensgroßer Kintopp. Bereits 1932 persiflierte Berger mit leichter Hand und mit Songs von Werner Richard Heymann die großen Glücksversprechen des Kinos und die kleinen Sorgen des Alltags.