Reihe CineGraph Buch

Sibylle M. Sturm, Arthur Wohlgemuth (Redaktion):

Hallo? Berlin? Ici Paris! Deutsch-französische Filmbeziehungen 1918-1939

München: edition text + kritik 1996
191 Seiten, 35 Abbildungen
DM 32,- / öS 234,- / sfr 29,50
ISBN 3-88377-538-X


Wolfgang Klein und Josette Day in Allô Berlin? Ici Paris!
»Hallo? Berlin Ici Paris!«: Wie die Telefonverbindung zwischen Lilly und Erich, dem französisch-deutschen Liebespaar aus dem gleichnamigen Film, so wurden auch die deutsch-französischen Filmbeziehungen immer wieder gestört, aber nie völlig unterbrochen. Die verschiedenen Aspekte der Zusammenarbeit der beiden wichtigsten Filmländer zwischen den Weltkriegen stehen im Zentrum dieses CineGraph Buches.

Vor dem Ersten Weltkrieg kamen die meisten in Deutschland gezeigten Filme aus Frankreich; besonders beliebt waren die Pathé-Filme. Trotz des Handelsboykotts und der deutschfeindlichen Stimmung in Frankreich rissen die Filmbeziehungen auch nach dem Krieg nicht ab. Nachdem anfänglich deutsche Filme nur unter verschleierter Herkunftsbezeichnung liefen, kam es ab 1924 zu einem verstärkten Filmaustausch. Internationale Filmkongresse bis in die 30er Jahre zeigen, wie die europäischen Filmländer nach Wegen suchten, sich mit dem Projekt »Film-Europa« gegen den starken amerikanischen Filmmarkt zu behaupten. Berlin entwickelte sich zur europäischen Filmmetropole, bis 1939 wurden in der Filmstadt Babelsberg Produktionen mit französischen Stars unter französischen Regisseuren gedreht.

Nach der Erfindung des Tonfilms hatte man in Frankreich und Deutschland versucht, durch die Produktion von Versionen sprachliche Barrieren zu überwinden: Filme mit gleichem Plot und gleicher Ausstattung wurden mit Schauspielern produziert, die in ihrer jeweiligen Muttersprache agierten. Die Versionen werden hier nicht nur als Lösung eines Sprachproblems untersucht, sondern auch als Versuch, ein Akzeptanzproblem anderer Kulturen und Schauspieler zu lösen.

Der Nationalsozialismus zwang viele deutsche Filmleute ins Exil. Drei Schicksale beleuchten die Lebens- und Arbeitssituation deutscher Film-Emigranten in Frankreich: Max Ophüls, der fast ausschließlich mit exilierten Filmleuten arbeitete, paßte seine Produktion dem französischen Geschmack an, ohne dabei den Bezug zum Zeitgeschehen zu verlieren. Arnold Pressburger, Produzent von über 50 Filmen und Spezialist für Versionen, sorgte für Kinounterhaltung und verband gekonnt Stil und Verantwortungsbewußtsein. Für Robert Siodmak war Paris Zwischenstation auf dem Weg nach Hollywood, wo er als Meister des Film noir weltberühmt wurde.

Inhalt

  • Bernard Eisenschitz: Correspondances / Schriftwechsel
  • Frank Kessler, Sabine Lenk: Gallischer Hahn und deutscher Adler. Filmkontakte vor dem Ersten Weltkrieg
  • Jürgen Kasten: Boche-Filme. Zur Rezeption des deutschen Films in Frankreich 1918-1924
  • Jeanpaul Goergen: Entente und Stabilisierung. Deutsch-französische Filmkontakte 1925-1933
  • Andrew Higson: Kulturpolitik und industrielle Praxis. Film-Europa und die internationalen Kongresse
  • Eric Le Roy: E.C.B. Wessbecher, genannt Donatien. Filmproduktion zwischen Frankreich und Deutschland
  • Thomas Elsaesser: Chacun au monde a deux patries. Robert Siodmak und das Paris der 30er Jahre
  • Michael Esser: Produzent, Producteur, Producer. Arnold Pressburgers internationale Karriere
  • Helmut G. Asper: Von der Milo zur B.U.P. Max Ophüls’ französische Exilfilmproduktion 1937-1940
  • Joseph Garncarz: Die bedrohte Internationalität des Films. Fremdsprachige Versionen deutscher Tonfilme
  • Horst Claus und Anne Jäckel: Ufa, Frankreich und Versionen. Das Beispiel DER KONGRESS TANZT
  • Katja Uhlenbrok: Verdoppelte Stars. Pendants in deutschen und französischen Versionen
  • Ausgewählte Filme, Kleines Lexikon

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